Freitag, 11. April 2008

Neulich, mit Matthias Schweighöfer


Fünfzehn Monate war Matthias Schweighöfer arbeitslos. Als das Geld gerade knapp wurde, klingelte das Telefon. Am Apparat war Regisseur Nikolai Müllerschön aus LA. Einen Film über Manfred von Richthofen wollte er machen, besser bekannt als "Der Rote Baron". Das Projekt über den berüchtigten Kampfpiloten aus dem Ersten Weltkrieg sollte im Stil eines internationalen Blockbusters verfilmt werden. Sowohl aus Geldnot als auch aus Neugier sagte Schweighöfer zu. Viereinhalb Jahre später muss er sich nun der Kritik der Presse stellen. Von Richthofen hat im Ersten Weltkrieg 80 feindliche Flieger abgeschossen - mehr als jeder andere. Darf man im Bewusstsein unserer Geschichte einen deutschen Kriegshelden derart glorifizieren? Ein heikles Thema, darum haben wir Schweighöfer auch mal in die Mangel genommen.

Herr Schweighöfer, wie äußert sich in Deutschland die Skepsis gegenüber Ihrem Film?

Matthias Schweighöfer: Da wird immer kritisch angeschlagen, dass von Richthofen 80 Leute abgeschossen hat, was ich auch verstehen kann. Von Deutschen kommt immer nur Kritik an dem Kriegsheld – "Warum haben Sie das gemacht?" und Blablabla. Dann kam jemand von CNN und jemand von NBC und die haben gesagt, "Superspitzen-Film! Diese Szenen, so was haben wir noch nie aus Deutschland gesehen". Der Blickwinkel von denen ist einfach komplett anders. Ich verstehe, dass man mit einem deutschen Kriegsheld ein Problem hat, das Thema ist strittig. Aber es ist auch immer noch ein Action-Drama mit 'nem Liebesgehalt, zu dem man sich auch noch Popcorn kaufen kann, das darf man auch nicht vergessen. Der Typ war einfach ein Popstar damals. Ein Flugzeug rot anmalen, das war ja total verrückt. Der hatte einfach Eier.

Was für eine Art von Held war Manfred von Richthofen?

Schweighöfer: Ich glaube, er war ein Held seiner Zeit. Er war damals einfach ein mutiger Mann, der in jeder Minute damit rechnen musste zu sterben. Heute ist das wahnsinnig schwierig, darum finde ich es auch gut, wenn junge Leute den Film gucken. Von Richthofen hat Verantwortung übernommen und Entscheidungen getroffen mit seinen 25 Jahren. Wenn der eine falsche Entscheidung getroffen hätte, wäre er tot gewesen. Da konntest du nicht noch mal kurz BWL studieren oder was anderes machen. Wie ich finde, transportiert der Film das ganz gut.

Was ist mit den preußischen Tugenden? Hatte von Richthofen Tugenden, die Sie begrüßen?


Schweighöfer: Hm, da würde ich sagen Ehre oder Respekt.

Respekt ist ja eine ganz moderne Tugend...


Schweighöfer: Ist das so? Heute hat doch keine Sau mehr Respekt!

Warum wird sich von Richthofen erst so spät den Grauen des Krieges bewusst? Nämlich, als die Krankenschwester ihn in die Lazarette führt. Ist das überhaupt historisch korrekt?

Schweighöfer:
Das ist geschichtlich so hinterlegt. Die Piloten haben wirklich in der Luft die Leute abgeschossen und sich hinterher unten getroffen und über ihre Motoren gequatscht. Dadurch, dass nur Adelige fliegen durften, war das Ganze so elitär. Die Fliegerei an sich wurde erst zehn Jahre zuvor erfunden, das heißt, für alle anderen war das der Wahnsinn, der Traum vom Fliegen. Als Pilot hatte man einen ganz anderen Status als heute.

Zum Schluss noch mal was ganz anderes: Wieso fragen die Leute Sie immer wieder, ob Sie auf Männer stehen?

Schweighöfer: Keine Ahnung, warum die ständig wissen wollen, ob ich schwul bin. Wahrscheinlich, weil ich fürs "Front"-Magazin Fotos gemacht habe. Da denken die Leute dann natürlich sofort, "Klar, der ist schwul!". Aber ich hab' ja auch 'ne Freundin und wir wollen heiraten. Ist also alles spitze bei uns. [Denkt nach und lacht] So ein Quatsch... Ja, ich bin schwul und ich adoptiere jetzt auch Kinder!

Fliegerass von Richthofen wurde am 21. April 1918 von einem britisch-kanadischen Piloten über feindlichem Gebiet abgeschossen - wenige Tage vor seinem 26. Geburtstag.

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