Montag, 2. Juni 2008

schnell leben, jung sterben...


... und als Leiche gut aussehen: Das war das Motto der jungen, schwarzen Avantgarde im Sophiatown der 50er Jahre. Sophiatown war nicht nur der letzte Stadtteil von Johannesburg, in dem Schwarze und Weiße trotz Apartheid zusammen lebten, sondern auch der Redaktionssitz von „Drum“, dem einzigen unabhängig Magazin des Landes, das von Schwarzen für Schwarze herausgegeben wurde.

Hier arbeitete, als einer der wenigen Weißen, auch der junge Deutsche Jürgen Schadeberg. Der Bildredakteur und Chef-Fotograf dokumentierte zunächst die wilde, hedonistische Partyszene von Sophiatown, fotografierte in verrauchten Jazzkneipen glitzernde Starlets und gefährliche Gangsterbosse. Erst die Begegnung mit dem sozialkritischen Reporter Henry Nxumalo, mit dem er seitdem als Duo arbeitete, weckte Schadebergs politisches Interesse. Gemeinsam schärften sie das Profil von „Drum“ und entwickelten das Magazin zum Sprachrohr der Anti-Apartheid-Bewegung und zur Lobby für die schwarze Widerstandsbewegung.

Schadeberg hatte seine Kamera immer dabei – und schoss einige legendäre Bilder, die um die Welt und in die Geschichte eingingen, zum Beispiel von Nelson Mandela oder der Sängerin Miriam Makeba. Als „Drum“ 1964 von der Regierung verboten wurde, verließ Schadeberg aus Sicherheitsgründen das Land, kehrte aber in den 80er Jahren zurück, um das vermeintliche Ende der Apartheid zu dokumentieren.

Ein neuer Bildband von Hatje Cantz zeigt nun eine große Auswahl seiner Bilder, darunter auch seine bekanntesten Schüsse vom Abriss von Sophiatown, südafrikanischen Jazzgrößen und jungen Freiheitskämpfern.

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