Freitag, 28. März 2008

Neulich, mit Rainer Langhans


Rainer Langhans ist Deutschlands Vorzeige-68er, und es macht ihm nichts aus, über die alte Zeit zu reden – solange man nicht vergisst, auch die Gegenwart zu erwähnen. Gar nicht so einfach, wenn einer in der K1 gelebt hat, Puddingattentate plante und mit Uschi Obermaier im Bett war... ein Gespräch über freie Liebe, Bewusstseinserweiterung und die größte Kommune aller Zeiten: Das Internet.

Herr Langhans, wie viel von dem Hippie von damals steckt heute eigentlich noch in Ihnen?
Meine Lebensphilosophie ist vom Ansatz her noch immer sehr hippiehaft. Ich wohne zum Beispiel in einer Kommune. Außerdem benutze ich das Internet, und das ist ja nichts anders als eine große Kommune. Da machen alle mit, dort verwirklichen die Menschen heute genau das, was wir damals – ohne die ganze Technologie natürlich – als 68er-Gefühl vorgelebt haben.

Was war der größte Verdienst der Hippies?

Sie haben vorgelebt, wie man besser und freundlicher leben kann: So ist es viel schöner, schaut uns zu und macht das auch! Sie waren die ersten, die darauf aufmerksam gemacht haben, dass man in unserer gesellschaftlichen Mangel-Situation, in der alle gierig sind, ein paar Wenige zu viel haben und sehr Viele zu wenig, nicht länger leben kann. Die Hippies waren sich dessen vielleicht gar nicht bewusst, aber sie waren eine Ankündigung, die Morgenröte einer neuen Gesellschaft, einer neuen Welt, eines neuen Menschseins: Make Love not War!

Wie wichtig ist Bewusstseinserweiterung heute noch?
Sehr wichtig, natürlich, die jungen Menschen machen das doch andauernd. Im Prinzip ist ja schon das Internet eine absolute Bewusstseinserweiterung. Außerdem werden natürlich noch immer eine Menge Drogen genommen, das ist nach wie vor ein Thema: Dass man sich aus dem eigenen Körper heraus in den Geist bewegen will.

Und zum Schluss noch mal die Hosen runter, bitte: Glauben Sie an freie Liebe?
Auf jeden Fall, ein erweitertes Bewusstsein ermöglicht auch eine erweiterte Liebe. Die Presse hat damals natürlich immer behauptet, dass es nur um Sex geht: Dass bei uns alle unglaublich viel Sex hätten, dass Orgien und diese platte, rein physische Sexsituation uneingeschränkt möglich wäre. So war das aber gar nicht! Wir wollten uns als Kommune an keine Regeln halten, wir wollten alles tun können und haben es auch getan. Aber wir wussten schon damals, dass es viel fantastischere Möglichkeiten gibt, einen Menschen bewusst zu erleben und zu lieben, als nur dieses ganze Sex-Zeug.

Rainer Langhans: „Ich bin's - Die ersten 68 Jahre“ und „K1 - Das Bilderbuch der Kommune“, beide erschienen bie Blumenbar.

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