Sonntag, 23. März 2008

lighten up!


Wolfgang Tillmans ist einer der wenigen echten, großen Export-Schlager Deutschlands: 1968 in Remscheid geboren ist er heute ein international erfolgreicher und gefeierter Fotograf – dem das Prädikat "Künstler" gerne und bedenkenlos aufstempelt wird.

Bekannt war Tillmans in den späten 80ern geworden, als er mit seiner Kamera unterm Arm unermüdlich durch die Hamburger Rave-Szene zog, damals noch absolute Subkultur. Die Fotos, die er dort schoss, wurden in progressiven Magazinen wie i-D, The Face, Tempo oder Spex veröffentlicht. Der künstlerische Durchbruch gelang ihm 1992 mit einer Serie über die Berliner Love Parade. Auch wenn Tillmans danach immer häufiger auch gestellte Szenen fotografierte – und nicht mehr rein dokumentarisch arbeitete – behielten seine Bilder immer eine scheinbare, leicht schmutzige Beiläufigkeit, so als hätte er auf einer Party auf dem Weg zur Bar zwischen zwei Ecstasy-Pillen mal eben drauf gehalten. Dass er seine Fotografien niemals rahmt und sie auch in Ausstellung am liebsten einfach als Abzüge an die Wände pinnt, schadet dem urbanen Charakter seiner Arbeit sicher ebenfalls nicht, auch wenn er mittlerweile auf ganz großem Hochglanz-Niveau knipst. Sein Motto: "Obwohl ich weiß, dass die Kamera lügt, halte ich doch fest an der Idee von einer fotografischen Wahrheit."

Seit Tillmans im Jahr 2000 den begehrten Turner Prize erhielt, konzentriert er sich verstärkt auf die Vorgänge des Fotografierens selbst, auf Strukturen und Beschaffenheiten der fotografischen Papiere. Das Ergebnis sind teilweise fast abstrakte Arbeiten, die jetzt im Zentrum der Ausstellung "Lighter" im Hamburger Bahnhof in Berlin stehen. Mit über 200 Bildern gehört sie zu den bislang größten Tillmans-Schauen in Deutschland. Noch bis zum 24. August.

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