Dienstag, 4. Dezember 2007

Unharmonisch harmonische Kunst


Blinky Palermos geometrische Bilder aus industriell gefertigten Stoffbahnen wurden seinerzeit oft als "Rothko auf Textil" belächelt – zu unrecht, natürlich, denn mittlerweile weiß man ihre handwerkliche Perfektion und den Mut ihrer Farbgebung längst zu schätzen.

1943 als Peter Heisterkamp geboren, bekam Palermo seinen Künstlernamen als Schüler von Joseph Beuys: Das vernarbte Gesicht und die Alltagsuniform aus Lederjacke und Sonnenbrille erinnerte die Kommilitonen an den mafiösen Manager von Boxer Sonny Liston. Blinky war's recht, der neue Name passte sowieso besser als der alte. Er hurte und soff, zog durch die Bars von Düsseldorf und New York City – und stand am nächsten Morgen in Nevada, um Inspiration im grellen Wüstenlicht zu suchen. 1977 starb er an einer Überdosis Schlaftabletten auf den Malediven, er war 33 Jahre alt. Ruhe und Ausgeglichenheit fand Palermo nur in seinen Werken, die im krassen Gegensatz zum Lebenswandel standen: Minimalistisch bis an die Grenze zur armseligen Schlichtheit, kühl, unironisch, fast herzlos mit Wasserwaage und Maßband angefertigt, schließlich kam es auf millimetergenaue Präzision an. Der Künstler Gerhard Richter, ein enger Freund Palermos, beschrieb diesen Widerspruch einst so: "Blinky hatte ein völlig verwahrlostes kleines Atelier, und dann stand da, wie von einem Heiligenschein umgeben, ein reines Stoffbild, ganz sauber und klar."

Die Ausstellung "Palermo" in der Kunsthalle Düsseldorf läuft noch bis zum 20. Januar.

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