Donnerstag, 16. Oktober 2008

immortal grace


In einem der berühmtesten Songs von The Velvet Underground beschreibt Lou Reed sie als "Femme Fatale", die "dich aufbaut, nur um dich dann runterzumachen". Die Rede ist von Nico, Model, Sängerin und Muse, die am heutigen Donnerstag 70 Jahre alt geworden wäre. Doch wie so viele ihrer Weggefährten fand sie ein frühes Ende, allerdings nicht in Form des klassischen Rock'n'Roll Todes. Nico alias Christa Päffgen starb 1988 auf Ibiza an einer Gehirnblutung, die Folge eines Fahrradunfalls. Was bleibt ist die Erinnerung an ihre Schönheit, die ihr selbst zuwider war und an deren Zerstörung sie tatkräftig mitarbeitete. Dabei war es ihr Aussehen, das sie nach New York brachte, wo Andy Warhol in seine Factory holte. Zuvor hatte sie rund zehn Jahre gemodelt, unter anderem für Chanel und die "Vogue". In New York umgab sie sich nicht mit den Reichen und Schönen. Nico, so sagen Zeitzeugen, habe sich immer mehr von den Freaks und Außenseitern angezogen gefühlt. Die Männer erlagen der 1.80 Meter großen Blonden reihenweise, die Liste ihrer Liebhaber liest sich wie das "Who is Who" der Rockgeschichte: Lou Reed, Bob Dylan, Jim Morrison, Jeff Buckley. Von Leonard Cohen wollte sie nichts wissen, den jungen Iggy Pop führte sie in die Kunst des Cunnilingus ein.

Bands wie Joy Division und Bauhaus verehrten die "Eisprinzessin" später aufgrund ihrer düsteren Solo-Alben als Ur-Mutter des New Wave. Die Love-Peace-and-Happiness-Ikone war sie ohnehin nie, das war nur eine Rolle, die ihr aufgedrängt wurde. Ebenso wie der fröhliche Folkpop auf ihrem Debüt "Chelsea Girls". Kein Wunder also, dass sie schon zu Beginn ihrer späteren Solo-Karriere ("Marble Index") singt: "There’s nothing more to sing about/Not now nor when they carry me away in the rain." Lebe schnell, sterbe jung. Wahrscheinlich hat sie schon damals geahnt, dass sie nicht alt wird.

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